
Naturheilkunde: Heilen mit der Kraft der Natur
„Immer freitags machte mein Vater einen Haferschleim- oder Weizenkeimtag und aß nichts anderes. Mittags saß er mit uns am Tisch und erzählte von seinen Patienten, wer woran litt und was er tat, um zu helfen. Das hat mich sehr beeindruckt und geprägt, vor allem die Tatsache, dass hinter den Diagnosen ganz unterschiedliche Lebensgeschichten steckten, denen mein Vater nachforschte und die seine Therapien beeinflussten.“
Mit dieser Szene beschreibt Andreas Michalsen, wie er inspiriert von seinem Vater, einem Pionier der Naturheilkunde, zum Arzt wurde. Er ist Professor für Klinische Naturheilkunde an der Berliner Charité und Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin.
Blutegel bei Kniearthrose
In seinem Buch „Heilen mit der Kraft der Natur” beschreibt Andreas Michalsen zupackend und klug die Grundprinzipien der Naturheilkunde und belegt, dass antike Therapien wie Blutegel, Schröpfen und Aderlass erstaunlich effektiv sind. In der Spucke der Blutegel befinden sich zum Beispiel Substanzen, die entzündungshemmend wirkend. Blutegel bei Kniearthrose? Her damit! Mehr dazu weiter unten...
Ebenso erklärt er, wie Wasser als Heilmedium funktioniert, was Fasten für uns tun kann, welche Rolle Essen spielt und was Ayurveda, Akupunktur und Pflanzen alles können. Der Unterschied zu dem, was man darüber in Frauenzeitschriften lesen kann, ist der angenehm sachliche Ton. Hier spricht einfach jemand, der sich auskennt. Warum? Die Schwerpunkte des Internisten liegen in der Mind-Body-Medizin (Meditation, Yoga, Stressreduktion), der Ernährungsmedizin, des Heilfastens und so weiter. Kurz: er ist unser Mann.
Beispiel: Yoga bei Vorhofflimmern
Yoga hat genauso wie die Naturheilkunde sein verstaubtes Image erfolgreich abgeschüttelt, beider Wirkung kann endlich wissenschaftlich nachgewiesen werden. Zum Beispiel bei Herzkrankheiten und Arteriosklerose. Studien belegen, dass Yoga nicht nur generell das Risiko einer Herzerkrankung senkt:
„Es reduziert Stärke und Länge des Vorhofflimmerns, einer sehr häufigen Herzrhythmusstörung... Langsames Atmen als Teil yogischer Praktiken bessert die Beschwerden einer Herzschwäche.“
Erfolgreich chronische Krankheiten behandeln
Ein Kapitel dieses hochinteressanten Buches, das lange auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stand, beschäftigt sich sehr ausführlich mit der Prävention gegen acht häufige chronische Krankheiten. Es wird genau aufgelistet, welche Verfahren nachweislich helfen. Warum das so glaubwürdig ist? Weil manche Therapien (wie Weihrauchextrakt bei Rheuma) „standardmäßig nicht empfohlen werden können, weil sie wissenschaftlich derzeit nicht genug überprüft sind”. Empfohlen wird nur, was empirisch funktioniert.
Die wichtigsten Tipps bei chronischen Krankheiten
Eine kleiner Vorgeschmack auf die Tipps, die uns als ungewöhnlich aufgefallen sind. (Fleischlose Ernährung, Heilfasten und viel Bewegung tun bei jeder chronischen Erkrankung gut, das hat uns nicht überrascht...) Bitte lies im Buch nach, wenn du eine vollständige Aufzählung suchst oder einen sehr lohnenden Einblick in die Methoden haben möchtest, die die Schulmedizin anwendet. Besonders interessant finden wir das Kapitel über die entzündungshemmende Wirkung von Fastenkuren.
Bluthochdruck:
- Intermittierendes Fasten, zum Beispiel 14 Stunden verlängertes Nachtfasten
- Nitrathaltiges Gemüse wie Rote Bete, Heidelbeeren
- Täglich mindestens dreißig Minuten meditieren (Hier findest du unsere 7 Tipps für Meditations-Anfänger:innen)
- Yoga, einmal wöchentlich in der Gruppe, und jeden zweiten Tag zu Hause mindestens 15 Minuten
- Aderlass oder Blutspende für Menschen mit einem erhöhten Eisenspeicherspiegel
- Regelmäßige Wasseranwendungen: Kneipp-Güsse und temperaturansteigende Armbäder
Koronare Herzkrankheit und Arteriosklerose:
- Vegane Ernährung: Olivenöl und Walnüsse schützen die Gefäße
- Yoga (siehe oben)
- Pflanzliche Omega-3-Fettsäuren: Leinöl, Leinsamen, Rapsöl, Algenextrakte, Granatapfelsaft
- Zahngesundheit
Arthrose:
- Blutegel-Therapie
- Akupunktur
- Ayurveda, vor allem bei Kniearthrose
- Schröpfen
- Heilpflanzen: zum Beispiel Hagenbuttenextrakte (nur Kaltextrakte, Tee wirkt nicht)
- Auflagen mit Kohlblättern oder Bockshornklee
Depression und Angstsyndrome:
- Licht- und Sonnentherapie
- Heilfasten: bei leichten Depressionen, bei schweren Depressionen nur in einer guten Klinik. Sekundärer Pflanzenstoff in Lycopin in Tomaten, grünem Blattgemüse und Hülsenfrüchte. Serotonin in Kakao, Bananen, Cashews und Datteln.
- Waldbaden
In dieser Episode des YogaEasy-Podcasts „Besser Leben mit Yoga“ spricht Kristin Rübesamen miz der Waldbaden-Expertin Katharina Nathe über die Wirkung von achtsamen Walderlebnissen:
Rücken- und Nackenschmerzen:
- Yoga (Akupunktur zur Überbrückung bis zu Beginn eines Bewegungsprogramms)
- Blutegeltherapie
- Barfuß gehen und Faszienroller
- Arbeiten am Stehtisch
- Wärmetherapie. Eine Alternative zur Wärmflasche sind Wärmepflaster oder Capsaicin (Spanischer Pfeffer)
- Schröpfmassage durch den Partner
- Heilfasten
Diabetes:
- Vegane Ernährung bei Diabetes mellitus
- Intermittierendes Fasten (16/8) und Heilfasten (2-mal jährlich sieben bis zehn Tage)
- Aderlass
- Ayurveda
- Ginseng
- Mästende Chemikalien meiden: Umweltgifte lagern sich im Fettgewebe ein. Da sie über die Nahrungskette immer weiter angereichert werden, stecken sie zu 90 Prozent, vor allem in Lachs und Thunfisch. Vermeiden kann man sie am besten durch vegane Ernährung.
Rheuma:
- pflanzenbasierte Kost
- Eliminationskost: Oft hilft der Verzicht auf Fleisch und Milch
- Achtsamkeitsmeditation
- Kältetherapie
- Heilkräuter: Kurkuma (zwei Teelöffel täglich ins Essen oder in ein Getränk, zusammen mit einer Prise Pfeffer)
- Omega-3-Fettsäuren: pflanzlich besser als tierisch, da Rheuma oft mit Osteoporose verbunden ist und Fisch durch seine Säurelast Osteoporose fördern kann.
- Akupunktur
Magen-Darm-Erkrankungen:
- Probiotika: die „Klassiker“ Laktobazillen, Bifidobakterien, Escherichia coli Nissle, Enterococcus faecalis, Brottrunk
- Bei Reizdarm: Reduzierung von Fruktose
- Wärme: Hyperthermie scheint die vegetativen Nerven des Magen-Darm-Trakts zu beruhigen.
- Bei Sodbrennen und Refluxkrankheit: Bitterstoffe Leinsamenschleim, Heilfasten. Auf Pfefferminztee, Kaffee und Alkohol verzichten.
Der Spiegel-Bestseller „Heilen mit der Kraft der Natur” von Prof. Dr. Andreas Michalsen mit vielen Patientengeschichten und Behandlungsplänen für die häufigsten chronischen Erkrankungen ist bei Suhrkamp/Insel erschienen.




